Oskars für Datenkraken
Gestern war's wieder soweit: Der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs - kurz FoeBuD - hat seine wenig begehrten BigBrotherAwards verliehen. Und die Jury hatte es dieses Jahr schwer. Es gab über 500 Nominierungen, so viele wie noch nie! Auch diesmal wurden 12 Preise vergeben, darunter in der Kategorie "Arbeitswelt" für die Novartis Pharma GmbH in Persona Dr. Peter Maag (CEO) wegen der Bespitzelung ihrer Arbeitnehmer. Da wurden Außendienstler von Detektiven überwacht, oder auch Mitarbeitern die Ergebnisse einer "Selbsteinschätzung" genannten Online-Befragung trotz ausdrücklich zugesicherter Vertraulichkeit nach kurzer Zeit personalisiert und mit Bewertung und Verbesserungsvorschlägen versehen aus der Personalabteilung zurück geschickt bekamen.
Die BigBrotherAwards Deutschland wurden ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern und den möglichen Missbrauch im Umgang mit Technik und Informationen zeigen. Und sie sind international vernetzt. In 14 europäischen Ländern sowie in Japan, Australien und in den USA werden fragwürdige Praktiken mit diesen Oskars des Datenschutzes ausgezeichnet. Die "Auszeichnungen für Datenkraken" wurden gestern auf einer großen Gala im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld verliehen.
Von links nach rechts: padeluun (FoeBuD), Frank Rosengart (CCC), Rena Tangens (FoeBuD), Alvar C. Freude (Fitug), Dr. Frederik Roggan (HU), Karin Schuler (DVD), Werner Hülsmann (FifF), Dr. Rolf Gössner (Int. Liga f. Menschenrechte). Foto: Bernd Sieker
Seit 1998 werden die Awards in verschiedenen Ländern und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Der Name ist George Orwells negativer Utopie "1984" entlehnt, in der der Autor bereits Ende der Vierziger die Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entwarf. Die Preisskulptur, eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur, wurde von Peter Sommer entworfen. Sie zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt".
In der Kategorie „Regional“ geht der Preis an die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters mit dem (Neben-) Zweck, Ausländer ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren. Die Deutsche Bahn AG hat in der Kategorie „Wirtschaft“ abgeräumt, dafür, dass sie systematisch anonymes Reisen mit den Mitteln des faktischen Zwangs unmöglich macht: Beispiele gefällig? Auflösen von Fahrkartenschaltern, Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierter Kauf im Internet, Abfrage des Geburtsdatums und Zwangsabgabe eines Bildes bei Bahncards, flächendeckende Videoüberwachung und ein RFID-Chip in der Bahncard 100 ohne Kunden zu informieren.
Und wer hat noch gewonnen? Die Hyatt-Hotelkette (Verbraucherschutz), die PTV Planung Transport Verkehr AG (Technik), Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (Politik), Generalbundesanwältin Monika Harms in der Kategorie "Behörden und Verwaltung“. Den BigBrotherAward hat sie sich verdient für systematische Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren. Professorin Harms hat übrigens auch den Publikumspreis für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels im Mai 2007 eingeheimst. Herzlichen Glückwunsch.
Die BigBrotherAwards Deutschland wurden ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern und den möglichen Missbrauch im Umgang mit Technik und Informationen zeigen. Und sie sind international vernetzt. In 14 europäischen Ländern sowie in Japan, Australien und in den USA werden fragwürdige Praktiken mit diesen Oskars des Datenschutzes ausgezeichnet. Die "Auszeichnungen für Datenkraken" wurden gestern auf einer großen Gala im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld verliehen.
Von links nach rechts: padeluun (FoeBuD), Frank Rosengart (CCC), Rena Tangens (FoeBuD), Alvar C. Freude (Fitug), Dr. Frederik Roggan (HU), Karin Schuler (DVD), Werner Hülsmann (FifF), Dr. Rolf Gössner (Int. Liga f. Menschenrechte). Foto: Bernd Sieker
Seit 1998 werden die Awards in verschiedenen Ländern und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Der Name ist George Orwells negativer Utopie "1984" entlehnt, in der der Autor bereits Ende der Vierziger die Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entwarf. Die Preisskulptur, eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur, wurde von Peter Sommer entworfen. Sie zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt".
In der Kategorie „Regional“ geht der Preis an die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters mit dem (Neben-) Zweck, Ausländer ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren. Die Deutsche Bahn AG hat in der Kategorie „Wirtschaft“ abgeräumt, dafür, dass sie systematisch anonymes Reisen mit den Mitteln des faktischen Zwangs unmöglich macht: Beispiele gefällig? Auflösen von Fahrkartenschaltern, Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierter Kauf im Internet, Abfrage des Geburtsdatums und Zwangsabgabe eines Bildes bei Bahncards, flächendeckende Videoüberwachung und ein RFID-Chip in der Bahncard 100 ohne Kunden zu informieren.
Und wer hat noch gewonnen? Die Hyatt-Hotelkette (Verbraucherschutz), die PTV Planung Transport Verkehr AG (Technik), Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (Politik), Generalbundesanwältin Monika Harms in der Kategorie "Behörden und Verwaltung“. Den BigBrotherAward hat sie sich verdient für systematische Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren. Professorin Harms hat übrigens auch den Publikumspreis für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels im Mai 2007 eingeheimst. Herzlichen Glückwunsch.
Orantes - 13. Okt, 16:13